In der Populärdiskussion dreht sich die Frage, wann eine Verpackung ökologisch ist, meist um den Anfang und das Ende eines Produktzyklus. Ist der Rohstoff, aus dem die Verpackung hergestellt wird, nachwachsend? Was passiert bei der Entsorgung? Ist die Verpackungsherstellung ressourcenschonend, recyclebar oder verrottet leicht? Welcher CO2- Ausstoß entsteht im Zusammenhang mit dem Produkt bzw. in unserem Fall mit der Verpackung?
Allein beim Begriff des nachwachsenden Rohstoffes treten eine Reihe von Fragen auf: Welche Alternativnutzung von Boden wird durch den Anbau von verwendbaren Pflanzen, z.B. Bäumen, verdrängt? Geht der Anbau zu Lasten von Regenwäldern? Werden für den Anbau von Lebensmitteln brauchbare Flächen zurückgedrängt? Ist nicht auch Rohöl bereits ein nachwachsender Rohstoff. Es entsteht schließlich aus Verrottungsprozessen.
Wenn es um das Recycling geht, muss auch die Frage gestellt werden, welche Co2-Effekte oder weiterer Ressourcenverbrauch durch den Recyclingprozess entstehen bzw. durch den Transport zum Ort des Recyclings. Solche Fragen sind den Kennern der Thematik geläufig.
Wir werden nachfolgend einige weitere Aspekte ansprechen, die insbesondere für Verpackungen und deren ökologische Relevanz von großer Bedeutung sein können:
Es geht darum, in welchem Maße Verpackungen auf dem Weg von der Produktion bis zum Verbraucher so umweltverträglich wie möglich sein können und auf welche Konstruktionsparameter es dabei ankommt. Beispiele beziehen sich im Folgenden primär auf Festkartonagen aus Papier und Pappe.
Ohne Verpackung ist ein Warentransport vom Produzenten zum Zwischenhändler oder Verbraucher meist nicht möglich. Da wir in einer arbeitsteiligen Wirtschaft leben und immer leben werden, sind Transportprozesse erforderlich. Folglich werden verpackte Waren immer transportiert werden. Damit die Verpackung zu ihrem „Packgut“ gelangt, sind meist weitere Warentransporte erforderlich. Auch diese Prozesse erzeugen Ressourcenverbrauch, z.B. bei Energie (Treibstoff, Elektrizität) oder erzeugen Feinstaub und CO2.
Aufgabe des ökologisch denkenden Verpackungsproduzenten bzw. -Entwicklers und natürlich des Verpackungszuständigen beim Kundenunternehmen sollte immer sein, bereits bei der Konstruktion und Produktion diesen ökologisch relevanten Aspekt in Lösungsansätze zu integrieren. Neben dem Transportverfahren und dem Transportweg ist auch die Verpackungsgröße ein ökologisch relevantes Thema. Verpackungen jeder Stufe (Primärverpackung, Sekundärverpackung, Umverpackung) sollten z.B. immer so konstruiert werden, dass möglichst wenig Platz für Transport und Lagerung verbraucht wird.
Eine Verpackung sollte also nicht größer sein als der Zweck erfordert. Grenzen einer möglichen Größenminimierung werden durch die geforderte Schutzfunktion oder die Möglichkeit einer dem Packgut entsprechenden Präsentationswirkung gesetzt. Im Bereich von Verkaufsverpackungen bzw. Premiumverpackungen hat sich gezeigt, dass btb-Kunden vom Verpackungsentwickler bzw. Verpackungsproduzenten meist gern Vorschläge zu einer adäquaten Optimierung entgegennehmen, zumal dabei meist auch noch Materialersparnisse zu direkten Kostenreduzierungen führen können.
Wenn es darum geht, Platz zu sparen, darf nicht nur an die einzelne Verpackung gedacht
werden, sondern immer an das logistische Gesamtsystem. Dies sei am Beispiel eines
Kosmetikproduktes verdeutlicht. Ein Parfum zum Beispiel wird zunächst von einem Flacon
umfasst. Dieser wird in eine Verpackung meist aus Papier und Pappe gesetzt (bezogene
Feinkartonage, rigid box, Festverpackung, bezogene Kartonage,
Faltschachtel, Stülpdeckelverpackung, Etui, Kassette,
Schubladenverpackung, Buchdeckenverpackung o.ä.) die neben den
primären Schutzfunktionen auch in unterschiedlichen Ausprägungen der Warenpräsentation
dient. Die Einheiten aus Parfum, Flacon und Kartonage werden sodann entweder einzeln
oder im Verbund in Umverpackungen zusammengefasst und zum Point of Sale versendet.
Auf allen Stufen dieser Aktivitäten kann es zu Effizienzdefiziten kommen, wenn mehr „Luft“
verpackt wird als erforderlich. Denn diese wird immer mittransportiert und erhöht das
Transportvolumen. Geschicktes Verpackungsmanagement kann hier erhebliche
Verbesserungen unter ökologischen Aspekten bewirken.
manchmal jedoch kann auf den
Einsatz aus schützenden weichen Kunststoff-Inlays noch nicht verzichtet werden. Dann sollte
immer angestrebt werden, eine getrennte Entsorgung zu ermöglichen, indem verrottbare
bzw. recyclebare Komponenten nicht mit Kunststoffen zusammengeklebt werden.
Auf die Diskussion der altbekannten Frage „Einweg oder Mehrweg“ wollen wir an dieser
Stelle verzichten, denn hier wird meist nur ideologisch argumentiert – oft ohne sachgerechte
Ergebnisse. Meist kommt dabei die komplexe Gesamtbetrachtung aller Prozesse zu kurz. Im
Einzelfall kann eine sinnvolle Entscheidung nur getroffen werden, wenn alle Logistikprozesse
unter ökologischen Prozessen in das Kalkül einfließen. Es gibt hier keine einfachen
Antworten.
Der Schutz von Waren ist eine wesentliche Funktion von Verpackungen. Das ist für jeden Verpackungsentscheider selbstverständlich. Wenig Ausschuss auf dem oft langen Weg vom Hersteller bis hin zum Endkunden war immer schon ein ökonomisches Hauptziel bei der Verpackungswahl. Die Zahl möglicher Ausschussgründe ist höchst vielfältig. Mechanische Belastungen bei Logistikprozessen, bei Transport und Lagerung oder der Präsentation des Produktes beim Kunden sind ebenso zu nennen wie klimatische Effekte, Wärme- und Kälteeinfluss, Feuchtigkeit, biologische Effekte (z.B. Verrottung). Durch den massiv gewachsenen Online-Versand sind diese Probleme weiter gewachsen.
Stand in der Vergangenheit die ökonomische Relevanz dieses Themas im Vordergrund, so steht mittlerweile die ökologische Verpackungsoptimierung im Mittelpunkt des Interesses. Denn Ausschuss ist gleichbedeutend mit Ressourcenverschwendung. Und eine solche sollte so weit wie möglich vermieden werden, wenn es gilt, umweltgerecht zu handeln.